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Der spontane Garten

Der spontane Garten

Wenn wir an einen Garten denken, denken wir natürlich an Pflanzen. Einen Garten ohne Pflanzen kann man eigentlich auch nicht als echten Garten bezeichnen. Dann ist es einfach nur ein Sandkasten oder eine große Schlammpfütze. Hersteller von Kunstrasen werben oft mit einem grünen Garten, auch im Winter. Aber ökologisch gesehen ist Kunstrasen genauso tot wie Stein. Und was ist mit all den Chemikalien, die verwendet werden, um eine solche Kunstrasenmatte algenfrei zu halten? Wir stellen dir die besseren und echt grünen Alternativen vor.

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5 Minuten Lesezeit

Ein gesunder Garten

Nur echte Pflanzen sorgen für Artenvielfalt. Biodiversität ist die Vielfalt der Arten und Lebensräume. Je größer die Artenvielfalt ist, desto gesünder ist der Boden mit all seinen Würmern und Asseln, die dort herumkrabbeln, und den (Schimmel)Pilzen, die dort wachsen. Alles, was oberirdisch lebt, ist auf guten Boden angewiesen: die Insekten, Schnecken und Spinnen zwischen den Pflanzen, aber auch die Vögel und Säugetiere.

Artenvielfalt ist nicht immer schön oder toll. Bei all dem Leben gibt es eine Menge, das juckt oder sticht, oder das die Pflanzen auffrisst. Aber denke daran: Je größer die Artenvielfalt ist, desto weniger wird es dich stören. Wenn du in deinem Garten ein ausgewogenes Ökosystem hast, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass eine einzelne störende Art dominiert. Wenn es zum Beispiel keine Drosseln gibt, haben die Schnecken allen Platz, um sich zu vermehren und Pflanzen anzuknabbern. Und ohne Marienkäfer könnten Blattläuse zu einer Plage werden

Die einheimische Pflanzenwelt geht vor

Möchtest du die Biodiversität der Pflanzen in deinem Garten fördern? Versuche dann, mit der Vielfalt zu spielen. Hier etwas mehr Hummus, dort etwas weniger. Hier eine erhöhte, trockene Stelle, dort eine feuchtere Stelle, zum Beispiel am Rande eines Teiches. Die Übergänge zwischen hoch und niedrig oder nass und trocken sollten nicht zu abrupt sein. Gerade an den Übergängen entstehen viele verschiedene, kleine Lebensräume. Einheimische Pflanzen können dort spontan wachsen. Das ist kein Unkraut, denn das gibt es nicht. Diese Pflanzen sind einfach gut für deinen Garten geeignet. Sie haben sich deinen Garten selbst ausgesucht.

Einheimische Pflanzen bieten eine viel größere Artenvielfalt als exotische Pflanzen, die von weit her kommen. Das geht weit über die Pflanzen hinaus. Die schönen Schmetterlinge, die du gerne in deinem Garten siehst, waren zum Beispiel einst Raupen. Die Raupen ernähren sich von einer bestimmten Pflanze, bei der es sich häufig um eine einheimische Pflanze handelt. Viele Raupen von Schmetterlingsarten fressen zum Beispiel Brennnesseln. Ein Aurorafalter knabbert gern am Wiesen-Schaumkraut. Wenn du dich also für einen (nicht zu feuchten) Rasen entscheidest, mähe ihn nicht zu oft. Dadurch haben diese Pflanzen eine größere Chance, zu wachsen und zu blühen. Die einheimische Flora geht vor könnte man also sagen.

AurorafalterAurorafalter

Aurorafalter. Foto: Cindy Kuiphuis, Wikimedia Commons

Abwechslung im Garten

Jäten: Eine gute Idee?

Sieh es mal so: Dein Garten ist ein lebendiges Dekor. Es ist kein Bild, in dem sich nichts ändert und sich nichts verändern darf. Alles entwickelt sich ständig weiter. Wenn sich die Lebensbedingungen für Pflanzen weiter verbessern, werden verschiedene Pflanzenarten einander folgen. Das nennt man Nachfolge. Auch in Gärten ist eine Nachfolge möglich. Aber durch ständiges Jäten erhältst du vor allem die Lebensbedingungen für die Pflanzen, die du eigentlich bekämpfen möchtest! Dies sind oft die so genannten Pioniere. Pionierpflanzen sind Pflanzen, die gut auf instabilen Böden wachsen, d. h. auf Böden, die ständig aufgewühlt werden. Je mehr du also jätest, desto mehr muss du auch weiterhin jäten.

Noch mehr tun?

Wenn du das Wachstum einheimischer Pflanzen fördern möchtest, kannst du zweifelsohne Blumensamen aussäen. Achte dabei darauf, dass diese Samenmischung vor allem einheimische Pflanzen enthält.
Schließlich: überlebt eine Pflanzen nicht? Das ist nicht schlimm! Abgestorbene Pflanzen dienen als Nahrung für Asseln und (Schimmel)Pilze. Auf diese Weise tragen auch abgestorbene Pflanzen zur Artenvielfalt bei.

Vielleicht ist das das Wichtigste: Biodiversität braucht Unordnung.

Blumensamen

Geschrieben von: Marco Roos (Naturalis Biodiversity Center, Leiden / Niederlande)

Marco Roos ist Botaniker. An der Universität Leiden (Niederlande) hält er Vorlesungen zu zahlreichen Themen, darunter der Stammbaum des Lebens, Küstenlandschaften, die niederländische Flora und die biologische Vielfalt in der Stadt. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, wie die biologische Vielfalt und insbesondere einheimische Arten in einem städtischen Umfeld gefördert werden können.

Marco Roos (Naturalis Biodiversity Center)Marco Roos (Naturalis Biodiversity Center)

Naturalis

Nationales Forschungsinstitut Biodiversität

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